Mittwoch, 26. November 2008

zimmer 412

jeder mensch trägt ein zimmer in sich. diese tatsache kann man sogar durch das gehör nachprüfen. wenn einer schnell geht und man hinhorcht, etwa in der nacht, wenn alles ringsherum still ist, so hört man zum beispiel das scheppern eines nicht genug befestigten wandspiegels. [kafka]. es ist, als zögen pferde mit wehenden zügeln das zimmer einer kutsche gleich durch die stille lauer kissen. in den spalten der kammer stecken zettel, gefaltet zu kranichen, sperbern und eidechsen. eng schließt seite an seite, schmiegt sich das papier wange an wange. man sagt es seien heimliche wünsche.
bei jedem tritt knarren die dielen unter den schritten der hin- und herschlagenden flügel, flattern unter den brettern ängstlich die herzen vergrabener stunden, tauchen die gedanken ins silberne wasser in dem sich der liegengebliebene tag spiegelt. schwäne schlagen am ufer ihre köpfe gegen die steine bis sich das blut mit den netzen mischt, die fischer für die katzen ausgeworfen haben.
wenn sich das holz beginnt unter den schritten zu dehnen, spielen vögel auf dem schienbein eines jungen mädchens, trällern sie händels water musick suite in d major. in einem totentanz wecken sich schatten zu träumen, sammeln sie sich durch mund und nase in die welt zu schauen, ohne arglist und doch befremdlich. auf der stirn regt sich der erste schweiß und an den fensterscheiben stockt das salz zu manischen blüten.

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